Home
3 Fragen an unseren Kapitän

3 Fragen an unseren Kapitän

Interview mit unserem Kapitän #17 Christian Schade

Hallo Christian, die Saison ist nun 8 Spieltage alt, Zeit mal die bisherige Saison Revue passieren zu lassen und einen Blick voraus zu werfen.

GSV: Christian, ihr steht mit 6:10 Punkten auf Platz 9 der 3.Liga Staffel West. Wie bewertest du den bisherigen Saisonverlauf?

Christian: Als der Spielplan offiziell wurde und wir unsere ersten Begegnungen kannten, musste man schon ein wenig durchatmen. An den ersten beiden Spieltagen standen uns mit Dormagen und Hagen gleich zwei Zweitliga-Absteiger gegenüber, aber dies reichte noch nicht. Von den bisherigen acht absolvierten Spielen hatten wir, bis auf Korschenbroich, nur Gegner aus den Top 7. Diese Teams zählen aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten, Personalplanung und den Ergebnissen der vergangenen Saison zu den Favoriten in dieser 3. Liga West, die für uns komplettes Neuland ist. Es kommt also auch hinzu, dass man sich auf komplett neue Gegner und Spieler einstellen muss. Dies ist schon ein erheblicher Unterschied, da man in der Ost-Staffel eigentlich alle sehr gut kannte. Man musste dementsprechend einkalkulieren, dass der Start in die Saison sehr schwer werden könnte. So kam es dann leider auch!

In Dormagen lieferten wir ein sehr ordentliches Eröffnungsspiel ab. Wir machten es dem klaren Favorit sehr schwer und schafften es trotz des frühen Ausfalls von Phil, uns im Spiel fest zu beißen. Allerdings hat uns gerade in der Endphase seine Wurfgewalt aus dem Rückraum gefehlt, um etwas Zählbares mitzunehmen und so mussten wir eine knappe Niederlage verbuchen. Danach kam mit Hagen der Aufstiegskandidat Nummer 1 in die Rundsporthalle und wir machten diesem das Leben sehr schwer. Trotz der Niederlagen legten wir gegen die beiden Aufstiegskandidaten ordentliche Spiele ab, in denen wir uns leider nicht mit Punkten belohnen konnten.

In Neuss und zuhause gegen Longerich folgten zwei ernüchternde Auftritte mit deutlichen Niederlagen. Man merkte uns erstmals die Verunsicherung durch die beiden Auftaktniederlagen an, da der Druck zu Punkten immer mehr zunahm. Wir als Team nahmen uns viel vor, wussten, dass wir langsam gewinnen müssen, verkrampften dadurch aber Zunehmens. Wir begannen viele technische Fehler zu machen und machten es den Gegnern dadurch zu einfach und waren in beiden Partien früh chancenlos. Dabei tut uns die Niederlage zuhause gegen Longerich immer noch besonders weh, da dies ein vollkommen gebrauchter Tag gegen ein starkes Team war. Dennoch ist es nicht unser Anspruch in unserer Halle solch eine Leistung abzuliefern.

Dann kam es zur Wende. In Korschenbroich und in Leichlingen haben wir völlig verdient gewonnen. Wir haben unsere Fehler auf ein Minimum reduziert und standen auch im Mittelblock, durch die Rückkehr von Phil, sicherer. Dies hatte zur Folge, dass auch das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhütern besser harmonierte und es uns ermöglichte, die im Handball so wichtigen „einfachen Tore" zu erzielen.

Im siebten Spiel gegen ein starkes Krefelder Team hat uns leider eine ordentliche 1.Halbzeit nicht gereicht, um einen Sieg einzufahren. In der 2.Halbzeit machten wir wiederholt zu viele einfache Fehler und mussten uns eingestehen, dass der Gegner an diesem Abend einfach besser war.

Vergangenes Wochenende haben wir dann das erste Team aus der Spitzengruppe besiegen können. Gegen die Lemgo Youngsters haben wir, in einem über weite Strecken tollen Handballspiel, immer wieder zurückgeschlagen und mit überragendem Kampf und Willen verdient gewonnen.

Somit wäre mein bisheriges Résumé: Wir haben nach einem der schwersten Auftaktprogramme der Liga und dem für uns leider schon fast traditionellen Verletzungspech die Kurve bekommen und können jetzt mit viel Selbstvertrauen in die nächsten Spiele bis Jahresende gehen.

GSV: Ihr wart in der Vergangenheit immer als sehr heimstarke Mannschaft einzuschätzen. Letzte Saison habt ihr gerade auch in den Heimspielen den Klassenerhalt gesichert. Nun steht ihr „daheim“ mit 0:6 Punkten und 72:99 auf dem letzten Tabellenplatz der Heimtabelle. Muss man sich, vor allem mit Blick auf die nächsten zwei Spieltage und den damit verbundenen Heimspielen, Gedanken machen?

Christian: Es ist schwer zu sagen. Sicherlich war es auch den bisherigen Gegnern geschuldet. Andererseits setzen wir uns zuhause vielleicht auch mehr unter Druck, weil man unbedingt vor den eigenen Fans etwas zeigen möchte. Vielleicht hat uns das ein wenig gehemmt. Andererseits haben wir als Mannschaft auch oftmals das Gefühl, dass sich bei Teilen des Publikums Anspruch und Realität nicht deckt. Wir müssen uns immer mal vor Augen halten wo wir her kommen. Nach der Insolvenz im Zweitliga Jahr (Anm. GSV: Saison 2014/15) war lange nicht klar, wie es überhaupt mit dem Handball in Baunatal weitergeht. Die jetzigen Verantwortlichen haben alles unternommen, um ein spielfähiges und natürlich konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Das musste alles in kurzer Zeit geschehen. Wer ist bereit zu bleiben? Wer kommt hinzu? Es war allen klar, dass uns eine sehr schwere Saison bevorstehen würde. Wir haben den Klassenerhalt mit einer Punktlandung geschafft.

Jetzt sind wir in einer neuen Staffel, haben mit Marvin Gabriel einen (alten bekannten) starken Spielmacher hinzubekommen. Allerdings benötigt es auch Zeit, bis man sich eingespielt hat. Wir werden immer wieder vom Verletzungspech bei Leistungsträgern heimgesucht. Ein Dennis Weinrich, der durch seine anhaltenden Knieprobleme immer wieder aufsteht und alles dafür tut, um auf die Platte zu kommen, ist nur ein Beispiel, welches ich da nennen möchte.

Wir alle ziehen dieses Trikot mit Stolz an! Wir wollen die Nr.2 in Nordhessen bleiben, dafür ist die 3.Liga dringend notwendig. Deshalb kann das Ziel der laufenden Saison nur sein, in ruhiges Fahrwasser zu kommen. Wir haben gesehen, wie es unserem Nachbarn aus Gensungen ergangen ist und wie schwer man sich tut, wieder in die 3.Liga zu kommen. Dort bekommt das Team trotzdem bedingungslose Unterstützung von den Rängen. Ich finde, das hat unser Team allemal verdient und dann werden wir gemeinsam auch wieder eine Heimmacht. Wir brauchen Euch!

GSV: Nach 8 Spieltagen sollte man in der Liga angekommen sein. Das Tabellenbild weist eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ auf. Wie ordnest du dies ein?

Christian: Mich persönlich überrascht dies nicht. Man konnte das anhand der Verpflichtungen schon erahnen. Teams wie Eintracht Hagen haben in dieser Saison einen wahrscheinlich besseren Kader als ein Jahr zuvor in Liga 2. Neuss, Krefeld und Longerich sind unglaublich ausgeglichen besetzt, wie auch Zweitliga-Absteiger Bayer Dormagen mit Spielertrainer Alexander Koke, der die Geschicke immer noch sehr intelligent führt. Dazu noch Leichlingen und die starken Lemgoer Youngsters.

Es ist ein großer Anreiz „Best of the Rest" (einstelliger Tabellenplatz) zu werden, zumal man damit sicher in der Liga bleiben wird. Dafür werden wir alles tun!

GSV: Christian, vielen Dank für deine offenen Worte und natürlich alles Gute und viel Erfolg für die kommenden Aufgaben.

Christian: Wir sind Eintracht!

Euer Christian