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Schiedsrichterwart Sauerland und Vorsitzender Ludewig über die Situation im Bezirk

Schiedsrichterwart Sauerland und Vorsitzender Ludewig über die Situation im Bezirk

Schiedsrichter-Soll im Handball: Punktabzug ist umstrittene Regelung

Kassel. Was die Fußballer kennen, ist den Handballern nicht fremd: Auch ihnen fehlen Schiedsrichter, viele Handball-Vereine haben mit Geldstrafen und Punktabzügen zu kämpfen.

Bezirksschiedsrichterwart Peter Sauerwald über...

... das grundsätzliche Problem: „Nachwuchs ist nicht vorhanden. Die Bestandspflege wird schwieriger, weil ältere Schiedsrichter aufhören und junge, die im Anwärterstatus erste Spiele leiten, ihre Ausbildung abbrechen, weil sie Probleme mit Trainern und Zuschauern bekommen.“

... die Zahl der Abbrecher: „Von aktuell 19 Anwärtern haben zehn die erste Prüfung bestanden und werden im Februar die Abschlussprüfung ablegen. Neun aber haben vorzeitig abgebrochen.“

... die Entwicklung der Schiedsrichterzahlen: „In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl deutlich zurückgegangen. Die Gründe sind verschieden: der gesellschaftliche Wandel, der sich auch in fehlendem Respekt vor Unparteiischen äußert, andere Sportarten und andere Interessen der 16- bis 18-Jährigen. Einen zweiten Schiedsrichter-Anwärter-Lehrgang haben wir aufgrund fehlender Bewerber abgesagt.

186 Schiris sind im Handballbezirk Kassel-Waldeck in dieser Saison im Einsatz. Wir bräuchten 250. Die Hälfte der 186 ist zwischen 16 und 21 Jahre alt, ein weiteres Viertel zwischen 45 und 60 Jahre.“

... Quereinsteiger: „Man muss nicht zehn Jahre Handball im Verein gespielt haben, um Schiedsrichter zu werden. Wir sind offen für Quereinsteiger – wie beispielsweise Eltern, deren Kind Handball spielt. Das ist derzeit aber ein sehr geringer Prozentsatz. Wer Schiedsrichter werden möchte, muss Mitglied in einem Handballverein sein, den sportlichen Anforderungen gewachsen sein, einen Lehrgang besuchen, Leistungs- und Konditionstest ablegen.“

Manfred Ludewig, nicht nur Vellmarer Bürgermeister, sondern auch Vorsitzender des Handballbezirks Kassel-Waldeck, über...

... die Saison 2017/18: „Ich habe 20 Bescheide wegen fehlender Schiedsrichter ausgestellt, dabei wurden 28 Punkte abgezogen. Das war in den vergangenen Jahren Durchschnitt. Es gab auch schon mehr Abzüge. Widersprüche gab es keine. Sechs Vereine waren Ersttäter, haben also eine Geldstrafe erhalten. 14 waren Wiederholungstäter und haben auch einen Punktabzug erhalten.“

... die Satzung: „Die Satzung sieht vor: Im ersten Jahr zahlen die Vereine pro fehlendem Schiedsrichter 200 Euro, im zweiten Jahr 400 Euro plus einen Punkt Abzug, im dritten Jahr kostet es den Klub 800 Euro plus einen Punkt Abzug. Wenn ein Team mit drei, vier Punkten Minus in die Saison startet, ist es unwahrscheinlich, dass es noch Meister wird. Da wird’s dann in aller Regel eng.“

... Punktabzug als Bestrafung? „Ich finde das nicht fair. Ich bestrafe eine Mannschaft für etwas, bei dem der Verein nicht tätig geworden ist. Ich würde auf Punktabzüge verzichten und stattdessen die Geldstrafe höher ansetzen. Diese Idee hatte der Handballbezirk bereits beim vergangenen Verbandshandballtag eingebracht, der Vorschlag wurde jedoch abgelehnt.“

... ehrenamtliches Engagement: „Handball ist die schönste Ballsportart. Mir hat der Handball so viel gegeben, da will ich gern etwas zurückgeben. Aber die Attraktivität des ehrenamtlichen Schiedsrichters muss wieder hervorgehoben werden.“

Quelle: HNA.de